Im vorhergehenden Artikel haben wir kurz umrissen, wie viele, vor allem junge Menschen, heute mit ihrem Geld umgehen. Dabei sind wir nicht auf die langfristigen Konsequenzen eingegangen, die ein verschwenderischer und teurer Lebensstil im Alter haben kann. Um nicht in einer solchen Situation zu enden, ist es wichtig, sich schon früh bewusst darüber zu werden, wo das Geld hingehen soll.
Bevor jetzt also im Detail analysiert wird, wie wir unser Geld, meiner Meinung nach, ausgeben sollten, hier meine grundsätzliche Philosophie. Liest man persönliche Finanzratgeber oder durchstöbert Youtube und Co nach Videos zur finanziellen Entwicklung von Einzelpersonen, findet man als ersten Tipp oft den Ratschlag ausnahmslos alle Ausgaben aufzuschreiben, um einen Überblick zu behalten. Meiner Meinung nach ist es dann zu spät. Denn wenn das Geld weg ist und ich alles aufgeschrieben habe, dann weiß ich zwar wo es gelandet ist, aber meine Konten werden deshalb auch nicht wieder voller. Vielmehr geht es darum vorher zu planen, um den finanziellen GAU zu vermeiden. In diesem Zusammenhang ist das Zitat von Benjamin Franklin ganz passend: “If you fail to plan, you are planning to fail!“ Haltet euch also fern von denen, die ständig behaupten, dass Geld ihnen nicht wichtig ist, es aber an einem Stück ausgeben, weil ihre Eltern oder Großeltern oder Partner so wohlhabend ist, dass es ihnen wirklich nicht wichtig sein muss, weil jemand anderes das Denken für sie übernimmt.
Hier mein Ansatz. Schreibt vorher auf, wo ihr wie viel Geld ausgeben wollt, könnt oder müsst. Denn mit der dazugehörigen Disziplin vermeidet ihr nicht nur finanzielle Engpässe oder unnötige Schulden, nein ihr schafft es unter Umständen auch erfolgreich Geld für sinnvolle oder notwendige Investitionen zu sparen. Wer jetzt einen Beitrag wie „In 5 Schritten ein Vermögen sparen ohne auf Luxus zu verzichten“ erwartet, kann aufhören zu lesen, denn diese kenne ich nicht. Doch konnte ich mir in der Zeit meines Studiums in 5 verschiedenen Städten und 3 verschiedenen Ländern durch gute Planung und sinnvolle Ausgaben als Student schon viele Dinge erlauben, die sonst nicht selbstverständlich waren, weil ich meine Ausgaben an den richtigen Stellen „rationiert“ habe. Hier also ein paar Vorgehensweisen oder Methoden.
Bezahl dich selbst zuerst
Wer das Buch „Der reichste Mann von Babylon“ gelesen hat, kennt diese Regel. Oft kommt es dazu, dass wir uns mit Ausgaben und Rechnungen so sehr verzetteln und nicht dazu kommen, etwas zurückzulegen, zu sparen oder investieren. Um diesem Problem zu entgegnen, bezahlt euch zuerst selbst. Das bedeutet, dass man einen gewissen Anteil seines monatlichen Gehalts oder anderer Einnahmen abzweigt, bevor jegliche andere Rechnungen bedient oder Ausgaben getätigt werden. Oft ist hier die Rede von etwa 10%. Bei einem jungen Ehepaar, sagen wir mit einem gemeinsamen Nettoeinkommen in Höhe von 3000 Euro, wären das etwa 300 Euro. Die 10% Regel ist aus meiner Sicht nur für sehr langfristige Investitionen oder zusätzliche Sparmaßnahmen geeignet. Zum Beispiel einem Bausparvertrag etc. Das eigentliche Sparen sollte (Achtung: Meine persönliche Meinung aus Recherchen, eigenen Erfahrungen und Tipps Dritter) bei 20-30% der Nettoeinnahmen liegen. In diesem Fall wären das bei 30% etwa 1000 Euro. Warum gerade 1000 Euro? Die Erklärung ist so einfach wie plausibel. Möchte man sich ein Eigenheim kaufen und hat 3 Jahre lang jeweils 1000 Euro pro Monat gespart, lassen sich die daraus resultierenden 36.000 Euro beispielsweise wie folgt nutzen. Abhängig vom gekauften Gebäude können die Preise für Maklergebühren, Grundbucheinträge und Notarkosten schnell die 10.000 Euro Grenze überschreiten. Also hätte man mit 1/3 der gesparten Summe ein kleines Polster für diese Ausgaben. Oft ist es bei Finanzierungen sinnvoll eine Anzahlung für die zu erwerbende Immobilie zu leisten. Mit weiteren 12.000 Euro wäre das also schnell getan. Zuletzt gibt es kaum eine durchschnittliche Immobilie, die keinerlei Renovierung oder Sanierung bedarf. Das letzte Drittel der gesparten Summe ist bei größeren Renovierungsarbeiten mit Sicherheit schnell aufgebraucht, doch ist es aus meiner Sicht besser, beschränkte Möglichkeiten zu haben, als Kredite aufnehmen zu müssen und sich weiter zu verschulden.
Versicherungen
Aus meiner Sicht und nach langen Recherchen gibt es drei Versicherungen, die jede/r dringend abschließen sollte. Eine Rechtsschutz-, persönliche Haftpflicht- und Berufsunfähigkeitsversicherung. Dazu gibt es zahlreiche Vergleichsportale, um sich über Preise und Leistungen zu informieren. Weiterhin ließe sich über eine Versicherung für den Hausrat nachdenken. Doch wichtig: Man sollte sich nicht „überversichern“ lassen und mehr für Versicherungen ausgeben, als notwendig. Wie das konkret aussehen könnte, ist in der unten stehenden Beispielrechnung einzusehen.
Persönliche Ausgaben
Eure persönlichen Ausgaben, also Ausgehen, Essen gehen, Spaß und weitere individuelle Kosten sollten nicht 10% eures Nettoeinkommens pro Person übersteigen. Damit hätte unser Musterehepaar 300 Euro pro Person über die sie frei verfügen können. Wenn man bedenkt, dass für dieses Geld kein Benzin oder Diesel oder Essen eingekauft werden muss, ist das bereits ein relativ üppiges Budget. Bei diesem Geld brauchen sie sich keine Sorgen mehr darüber machen, ob sie noch Rechnungen bezahlt werden müssen etc., weil diese bereits in das Budget eingeplant sind.
Wichtig
Da hier noch etwa ein Dutzend Kostenfaktoren fehlen und die genannten Beispiele nicht auf jede Person oder jede Familie zutreffen folgt jetzt eine einfache Beispielrechnung eines Musterbudgets. Wer sich auf dieser Basis mal selbst intensiver mit der Planung des eigenen Budgets auseinandersetzen möchte, kann dazu das vorbereitete Excel Tool nutzen.
Einnahmen | |||||
Wöchentlich | Monatlich | ||||
Partner/in 1 | 1.500 | ||||
Partner/in 2 | 1.500 | ||||
Kindergeld | 0 | ||||
Sonstiges | 0 | ||||
Gesamt | 3.000 | ||||
Ausgaben | |||||
Wöchtenlich | Monatlich | Differenz | Kontrolle | Anteil | |
Sparen | 800 | 2.200 | 800 | 26,67% | |
Investment | – | 200 | 2.000 | 1.000 | 6,67% |
Kaltmiete | – | 450 | 1.550 | 1.450 | 15,00% |
Nebenkosten | – | 100 | 1.450 | 1.550 | 3,33% |
Garage | – | 0 | 1.450 | 1.550 | 0,00% |
Gas | – | 50 | 1.400 | 1.600 | 1,67% |
Strom | – | 50 | 1.350 | 1.650 | 1,67% |
Wasser | – | 20 | 1.330 | 1.670 | 0,67% |
Internet | – | 20 | 1.310 | 1.690 | 0,67% |
GEZ | – | 20 | 1.290 | 1.710 | 0,67% |
Haftpflicht | – | 10 | 1.280 | 1.720 | 0,33% |
Rechtsschutz | – | 15 | 1.265 | 1.735 | 0,50% |
KFZ Steuer | – | 25 | 1.240 | 1.760 | 0,83% |
KFZ Versicherung | 60 | 1.180 | 1.820 | 2,00% | |
Berufsunfähigkeit | – | 100 | 1.080 | 1.920 | 3,33% |
Handy Partner/in 1 | – | 30 | 1.050 | 1.950 | 1,00% |
Handy Partner/in 2 | – | 30 | 1.020 | 1.980 | 1,00% |
Fitness Partner/in 1 | – | 30 | 990 | 2.010 | 1,00% |
Fitness Partner/in 2 | – | 30 | 960 | 2.040 | 1,00% |
Kraftstoff | 40 | 160 | 800 | 2.200 | 5,33% |
Einkauf | 60 | 240 | 560 | 2.440 | 8,00% |
Partner/in 1 | 70 | 280 | 280 | 2.720 | 9,33% |
Partner/in 2 | 70 | 280 | 0 | 3.000 | 9,33% |
Hobby | 0 | 0 | 3.000 | 0,00% | |
Spenden | 0 | 0 | 3.000 | 0,00% | |
Sonstiges | 0 | 0 | 3.000 | 0,00% | |
Sonstiges | 0 | 0 | 3.000 | 0,00% |
So oder so ähnlich könnte beispielsweise eine Planung des eigenen Budgets aussehen. In jedem Fall ist wichtig, dass sie überhaupt gemacht wird, sodass man sich selbst darüber bewusst wird, wie mit dem eigenen Geld umgegangen wird und wo Optimierungspotenzial gegeben ist. Wer jetzt selbst gerne rechnen möchte, kann das Excel Tool dazu nutzen.